Virtuelle Austellung im Albert-König-Muesum
Motiv : Mensch – eine Ausstellung des Albert-König-Museums
Statt im Albert-König-Museum kann die aktuelle Ausstellung „Motiv : Mensch“ derzeit als virtuelle Ausstellung besucht werden. Die Bilder der Ausstellung werden mit erläuternden Texten nach und nach hier präsentiert. Es lohnt sich daher, die Seite wiederholt aufzurufen, um sich keines der interessanten Exponate entgehen zu lassen.© Stiftung Albert-König-Museum
Selbstbildnis mit Palette, 1910, Öl auf Leinwand
Die Gestalt des Göttlichen und das Gesicht des Herrschers waren seit der Antike zentrale Motive künstlerischen Schaffens. Erst im ausgehenden Mittelalter, mit Beginn einer neuen Gesellschaftsordnung durch bürgerliche Kräfte wurden auch Genreszenen und wirkliche Porträts gemalt. Bis zum 19. Jahrhundert entwickelten sich daraus verschiedene Kategorien für die Darstellung des Menschen. Gleichzeitig wuchs das Selbstbewusstsein der Künstler und ihr Bedürfnis, sich der Welt zu präsentieren. In dieser Tradition steht auch das Selbstporträt des Malers Albert König, das er im Alter von 29 Jahren gemalt hat.
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Geschwister, o.J., Öl auf Leinwand
Bei diesem Bildnis handelt es sich um ein so genanntes Doppelporträt, eine Sonderform, die Albert König selten gemalt hat. Ein schönes Blau durchzieht die gesamte Bildfläche vom Hintergrund über die Bilder im Kinderbuch bis zu den Strümpfen im Vordergrund. Damit kontrastiert das Weiß von Tür, Kalenderblatt, Schürze und Buch. Von seinem Lehrer Moritz Heymann beeinflusst, trug König die Farben in spätimpressionistischer Manier so auf, dass das streng frontal aufgebaute Bild auflockert wird und der dargestellte Raum trotz der kühlen Farben von einem warmen Licht durchflutet zu sein scheint.
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Dorothea König, 1920/30, Öl auf Leinwand
Es gibt wohl kein schöneres Porträt von Albert König als dieses Bildnis seiner Frau. Alles ist ihm hier gelungen: Er komponierte das Bild streng nach der Farbtheorie der Komplementärfarben: Blau-Gelb-Rot stehen Violett, Orange und Grün gegenüber, wobei er dem edlen Kontrast von Blau und Gelb die Hauptrolle gab. Darüber hinaus ist es äußerst ungewöhnlich, ein Porträt im Querformat zu malen, da es der menschlichen Anatomie nicht entspricht. Der besondere Charme aber liegt in der anmutigen Schönheit und gelassenen Ruhe der Dargestellten.
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Der Wächter, 1930, Öl auf Hartfaser
Das Halbfigur-Porträt dieses Pfeife rauchenden Mannes in grünem Umhang zeigt den Nachtwächter aus Hohne, Herrn Gottschalk. Das Porträt zählt zu den so genannten Standesporträts, die ihren Ursprung im 16. Jahrhundert haben. Vor allem Kleidung, Körperhaltung und Beigaben wie Orden, Insignien oder ähnliches vermittelten dem Betrachter die gesellschaftliche Funktion der dargestellten Personen. Wenn es sich bei Herrn Gottschalk auch nicht um eine hochrangige Persönlichkeit handelt, so ist seine Funktion als Nachtwächter dennoch sofort am Signalhorn zu erkennen. Die Darstellung der Landschaft außerhalb des Ortes unter dem Nachthimmel mit Mond und Stern tragen dazu ebenfalls bei.
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Frau in antikem Gewand, 1902, Öl auf Leinwand
Dieses sehr frühe Gemälde von Albert König zeugt durch seine stattliche Größe (90,5 x 65 cm) vom Selbstbewusstsein des 21-jährigen Künstlers. Möglicherweise entstand es noch in Düsseldorf, wo König bis 1902 an der Kunstgewerbeschule studierte, denn Motiv und Bildauffassung sind recht akademisch. Es handelt sich um ein Idealporträt einer jungen Frau in einem antikischen Phantasiegewand. Mit der Stola schirmte der Maler die Figur vom unruhigen Hintergrund ab, sodass die kunstvoll gemalten Falten des Gewandes voll zur Geltung kommen. Tauben, Gebüsch und Brunnen erwecken den Eindruck eines unbeobachteten, stillen Winkels im Garten, wo die junge Frau ihren Gedanken und Träumen nachhängen kann.
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Blaue Pinge, 1920er oder 30er Jahre, Tempera auf Hartfaser
Keine andere Gattung bevorzugte Albert König so sehr wie die Landschaftsmalerei. Menschendarstellungen integrierte er dann gern in seine Landschaftsgemälde, wenn sie die Landschaft geprägt oder gar geformt haben wie bei diesem Motiv: Es handelt sich um eine sogenannte Pinge, einen durch Tagebau entstandenen Gang in erzhaltigem Gestein. Die junge Frau im blauen Kleid, die Albert König als Staffagefigur malte, hält einen Wanderstock in der Hand und wirkt im Vergleich zu ihrer Umgebung winzig. Ob dieses Größenverhältnis absichtlich so gemalt wurde oder den Tatsachen entsprach, ist nicht mit Sicherheit nachzuweisen. Diese Gegenüberstellung von Mensch und Natur stimmt jedoch nachdenklich.
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Sonnenuntergang im Moor, 1906, Öl auf Leinwand
Albert König kombinierte zuweilen die Landschaftsmalerei mit eingefügten Personen, die nur Staffagefiguren zu sein scheinen. Obwohl sie fast immer vom Betrachter abgewendet sind, ist ihre Funktion für die Wirkung des Bildes sehr wichtig. Denn durch sie überträgt sich eine träumerische, in sich ruhende Stimmung. Das Inne-Halten und Schauen der Dargestellten erklärt letztlich sogar die Existenz des jeweiligen Landschaftsgemäldes. Manchmal handelt es sich aber auch um Menschen, die in dieser Landschaft arbeiten und sie gestalten. Arbeit und Alltag der Bauern war Albert König von Kindheit an vertraut. Daher sind sie relativ häufig Motiv seiner Kombination von Landschaft und Mensch.
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Selbstbildnis, im Wald zeichnend, 1942, Öl auf Hartfaser
Das Selbstbildnis eines Künstlers ist für den Betrachter immer interessanter als für den Maler selbst. Handelt es sich nur um eine Studie, so legt der Künstler keinen Wert auf den emotionalen Ausdruck. Manchmal ist das Selbstbildnis aber auch das Ergebnis einer Selbstbefragung. Dann muss der Künstler auch in seinem eigenen Gesicht den ihm angemessenen Ausdruck finden. Er muss die Körperhaltung malen, die seine eigene Befindlichkeit am besten spiegelt, und mit den Augen seine Gemütslage wiedergeben. Mit einem größeren Bildausschnitt kann er mit einer Halbfigur auch die Hände zeigen und sich so als Künstler ausweisen.
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Bärtiger alter Mann, o. J., Öl auf Malpappe
Das Gesicht des Menschen ist zugleich ein naheliegendes und schwieriges Motiv für einen Künstler, denn die Erwartungen des Betrachters sind enorm. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, wurden junge Künstler an den Akademien und Kunstschulen speziell darin ausgebildet, Porträts anzufertigen. Auch Albert König erhielt in München solchen Unterricht. Die in diesem Unterricht entstandenen Bilder nennt man allgemein Studienköpfe. Sie zeigen grundsätzlich nur den Kopf, meist frontal oder im Profil, obwohl natürlich andere Ansichten ebenso geübt wurden - wie hier das Viertelprofil, bei dem das zweite Auge gerade noch zu sehen ist.
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Heideschäfer, um 1925, Öl auf Leinwand
Mitunter studierten Künstler in Vorbereitung von Gemälden besonders markante Gesichter, die einem bestimmten Typus entsprechen, so genannte Charakterköpfe. Bei Albert König finden sich vor allem männliche Charakterköpfe: Bärtige alte Männer oder sonnengebräunte Gesichter, die den Typus des erdverbundenen, schlichten Heidjers heraufbeschwören.
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Renate mit Ballnetz, 1920er Jahre, Öl auf Leinwand
Ein Porträt fordert weit mehr vom Künstler als die geschickte Wiedergabe von Stereotypen. Gefragt ist die Ähnlichkeit mit dem lebenden Modell. Albert König übte so oft er konnte mit ihm nahestehenden Personen das auf genauer Beobachtung basierende Porträtieren. Eines seiner wichtigsten Modelle war eine Nichte seiner Frau, Renate Unkrodt. Er variierte dabei den Bildausschnitt, so dass von ihr Porträts als ganze Figur, Halbfigur und Büste existieren. Das Porträt von Renate mit Ballnetz ist ein sogenanntes als Kniestück. Bei anderen Porträts lag Königs Interesse mehr auf dem Gesicht oder der Körperhaltung. Für Auftragsarbeiten nutzte er das lebhafter wirkende Dreiviertelprofil.
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Junge Frau mit Blütenzweig, 1923, Öl auf Leinwand
Die junge Frau hält einen blühenden Zweig in der Hand und steht in einer Landschaft mit Wasser, Wiesen und Waldrand. Man könnte sie als Personifikation des Frühlings deuten und das Bild damit der Kategorie der allegorischen Porträts (auch: Rollenporträts) zuordnen. Wenn auch die Allegorie in der Porträtmalerei eigentlich in die Zeit von Renaissance und Barock gehört, so haben doch einzelne Künstler späterer Epochen gerne auf dieses Stilmittel zurückgegriffen, um dem Werk eine tiefere Bedeutung zu geben. Auch in der akademischen Malerei des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielte die Allegorie noch eine Rolle – möglicherweise hatte König dies in München kennengelernt und verwendete sie hier für ein (Auftrags-)porträt.
Mensch und Natur bei Albert König
Albert König kombinierte zuweilen Landschaftsmalerei mit eingefügten Personen. Meist sind die dargestellten Landschaften in diesen Kombinationen das eigentliche Thema und Motiv der Gemälde. Aber sein Blick auf die Naturverbundenheit der Menschen seiner Umgebung schließt auch bäuerliche Tätigkeiten oder Spaziergänger mit ein.
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Weite Landschaft mit sitzender Frau, ca. 1920, Öl auf Leinwand
Auffällig oft kombinierte Albert König Frauen mit Landschaftsbildern, so als gehörten für ihn Natur und Frau zusammen. Die Zuordnung von Frau und Natur ist in der Tat sehr alt und war noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Denken der Menschen fest verankert. Doch in den Bildern Albert Königs hat die Frau weniger eine symbolische Bedeutung als vielmehr eine erklärende Funktion: Über die in der Landschaft verweilenden Frauen überträgt sich deren träumerische, in sich ruhende Stimmung auch auf den Betrachter. Das Inne-Halten und Schauen der dargestellten Frauen erklärt letztlich sogar die Existenz des jeweiligen Landschaftsgemäldes.
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Auf der Terrasse des Marburger Schlosses, um 1920 (?), Öl auf Leinwand
Das Hauptmotiv dieses Gemäldes ist ein großer Baum, der mehr als die Hälfte der Bildfläche einnimmt. Er steht innerhalb eines ummauerten Bereichs, an dem außen entlang eine breite, ebenfalls mit einer Mauer abgegrenzte Straße führt. Ihr folgend trifft der Blick des Betrachters auf eine kleine Frauengestalt, die von der Höhe herab, über die Mauer gelehnt, in die weite Landschaft unter und vor ihr schaut. Diese Figur erfüllt innerhalb der Komposition eine wichtige Rolle, denn sie gibt die Größenverhältnisse an, führt in die Tiefe des Bildraumes und vermittelt uns die träge Ruhe des Sommernachmittages.© Stiftung Albert-König-Muesum
Königlicher Hegemeister W. Bieling, 1908, Öl auf Leinwand
Das Bildnis von Herrn Bieling, dem königlichen Hegemeister, entstand 1908, kurz bevor König nach München zog, um dort zu studieren. Herrn Bielings besonderes Verhältnis zur Natur zeigt König in diesem Porträt vor allem durch die Kleidung und Attribute: Der Hegemeister ist sowohl mit Fernglas und Gewehr als auch mit Pfeife und Flachmann ausgestattet. Mit einer Hand hält er ein stattliches Hirschgeweih fest, das zugehörige Tier lässt sich nur vermuten. Dass der Hegemeister es gerade erst geschossen hat, legt die im Hintergrund angedeutete Landschaft nahe. So wird der Eindruck erweckt, der Maler - und damit auch wir - seien direkt bei dieser Jagd dabei gewesen.© Stiftung Albert-König-Muesum
Die Gänserupferinnen, ca. 1917, Aquarell und Gouache auf Papier
Zuweilen thematisierte Albert König in seinen Menschendarstellungen das bäuerliche Leben. In diese Kategorie gehören ebenso die Gänse rupfenden Bäuerinnen wie die ein Schwein schlachtenden Männer. Die Enge des Raumes und die konzentrierte Haltung der Frauen intensiviert die eigentlich banale Handlung. König steigerte dies sogar noch durch die räumliche Nähe, aus der er diese Szene malte. So zieht er den Betrachter mitten hinein das Geschehen.© Stiftung Albert-König-Muesum
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Schlachtefest, 1915, Öl auf Leinwand
Das Bild von den schlachtenden Bauern ist erstaunlich klein, nur 25 x 35 cm groß. Sicherlich ist es nach einer Skizze angefertigt, die König 1915 wahrscheinlich direkt während des Geschehens gemacht hatte. Mag ihn beim Skizzieren noch der Vorgang an sich interessiert haben, so verlor er das Interesse daran zugunsten einer kompositorischen Aufgabe, denn deutlich sieht man die Verschiebung seiner Prioritäten: Ist in der Zeichnung noch die Anstrengung der Männer sichtbar, die Umgebung hingegen nur angedeutet, so ergibt der enge Raum im Gemälde eine Bühne, auf der das Geschehen stattfindet. Die senkrechten Wände ordnen den Haufen im Vordergrund, indem sie jedem Beteiligten einen festen Platz im Ablauf der Handlungen zuweisen.© Stiftung Albert-König-Muesum
Herr mit Hut, ca. 1918, Bleistift auf Papier
Bei dem Thema „Mensch und Natur“ darf der Spaziergänger nicht fehlen, der die Natur müßiggängerisch genießt. Selbst wenn hier gar keine Landschaft zu sehen ist, und sogar ein Stuhl angedeutet scheint, auf dem der Herr sitzt, so weisen doch Stock und Hut darauf hin, dass er vermutlich als Spaziergänger unterwegs ist oder sein wird. König hat solcherlei Studien einerseits wohl zu Übungszwecken angefertigt, andererseits konnte er sie für spätere Bilder als Vorlage benutzen.© Stiftung Albert-König-Muesum
Damenbildnis, ca. 1925, Öl auf Leinwand
Das unfertige Bild dieser jungen Frau stellt einen besonderen Typus der Porträtmalerei dar: das Bildnis in der Landschaft. Im 18. Jahrhundert hatte es mit der Malerei von Thomas Gainsborough eine glanzvolle Vollendung erreicht, wenngleich die Gattung seit der Renaissance bekannt ist und bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt wurde. An der Lichtführung erkennen wir, dass König keineswegs im Freien gemalt hatte, sondern die Landschaft zu einem im Atelier gemalten Porträt hinzufügen wollte. Anders also als bei den Gemälden, in denen das Hauptaugenmerk auf der Landschaft liegt und die dargestellten Frauen für die Komposition und den Effekt der Stimmung hinzugefügt wurden, hinterfangen hier die Farben der Landschaft das Bildnis, ohne direkt Bezug zur Dargestellten zu haben.© Stiftung Albert-König-Muesum
Schäfer, Öl auf Leinwand
Wir sehen hier nicht allein einen Charakterkopf – das wettergegerbte Gesicht eines alten Mannes – sondern auch einen Schäfer, das Porträt ist daher ein so genanntes Rollenporträt. Die Herde ist im Hintergrund zu sehen, der Schäfer aber ist aus großer Nähe gemalt, als stünde er direkt vor dem Maler. Anders als im Damenbildnis G 205 hat König hier eine einheitliche Lichtsituation für die Figur und die Landschaft im Hintergrund geschaffen, sodass das Bild wirkt, als sei es spontan unter freiem Himmel entstandenen. König hat diesen Kopf so oft gemalt, dass es ihm sicherlich leichtfiel, diesen Eindruck maltechnisch hervorzurufen. Dennoch liegt sowohl in der Flüchtigkeit der Pinselführung als auch in der Beherrschung des Lichts solche Überzeugungskraft, dass das Motiv nicht an Anziehungskraft verloren hat.
Ansprechpartner/in
Frau Bianca Fassauer | |
Rathaus Unterlüß, Zimmer 020 // 1. OG Urwaldschneise 1 29345 Südheide Telefon: 05052 65-45 Telefax: 05052 65-945 E-Mail: bianca.fassauer@gemeinde-suedheide.de Aufgaben: |